Wörterbuch der deutschen Lehnwörter in der polnischen Schrift- und Standardsprache |
Das Lehnwort ist eine von mehreren Strategien natürlicher Sprachen, einen Bezeichnungsbedarf zu befriedigen. Andererseits ist jedoch von Lehnwörtern auch bekannt, daß sie aufgenommen werden, auch wenn ein (möglicherweise) älteres, nicht entlehntes Element diese Bezeichnungsrolle bereits übernommen hat bzw. übernehmen könnte. Dieses ältere Element kann anschließend gänzlich verschwinden, mit dem Lehnwort ein synonymisches Paar bilden, eventuell bei verschiedenen stilistischen Schattierungen, oder ein Denotationsbereich wird zwischen den beiden aufgeteilt. Fernerhin sind sprachpolitische Erscheinungen wie der Purismus wohl für alle Kultursprachen bekannt, d.h., ein Lehnwort kann bewußt bzw. gesteuert aus der Sprache entfernt werden. Es kann aber auch untergehen, ohne daß diese Entwicklung von irgendeiner Stelle gezielt gefördert wird, erstens, aus innersprachlichen Gründen wie bei kutlof vs. szlachtuz oder, zweitens, aus außersprachlichen Gründen, u.U. einfach dadurch, daß das zu ihm gehörige Definiendum “ausstirbt”, z.B. konwisarz, ‘Kannengießer’. In diesen Kontexten bedarf es der Diskussion von Synonymen und Homonymen zu Lehnwörtern, denen in diesen Vorgängen möglicherweise eine bestimmte Rolle zufällt.
Dieses Wörterbuch stellt jedoch nicht den Anspruch, die Synonymie deutscher Lehnwörter im Polnischen vollständig zu beschreiben. Daher werden Synonyme nur dann in den Wörterbuchartikeln berücksichtigt, wenn zwischen ihnen und einem deutschen Lehnwort ein Verhältnis der Konkurrenz, der Verdrängung zu beobachten ist. Für das Lehnwort dach ist z.B. das ältere Nicht-Lehnwort strzecha zu nennen und das Konkurrenzverhältnis zu beschreiben. Das Lehnwort muß dabei jedoch nicht in jedem Fall verdrängendes Element sein, sondern kann auch verdrängtes sein oder beide Rollen (zu unterschiedlichen Zeiten) übernehmen. Für den Inhalt ‘Schlachthof’ ist zunächst das Lehnwort kutlof, später erneut ein Lehnwort szlachtuz und schließlich das Nicht-Lehnwort rzeźnia zu diskutieren. Synonyme, zwischen welchen ein derartiger Verdrängungsprozeß zu beobachten ist, werden als Konkurrenten (“Konk”), bezeichnet. Ist der Konkurrent, der in einem bestimmten Wörterbuchartikel zu besprechen ist, seinerseits ein Lehnwort und erhält einen eigenen Artikel, so wird lediglich darauf verwiesen, z.B. unter kutlof:
↑szlachtuz
Ist der Konkurrent kein Lehnwort, so wie rzeźnia unter szlachtuz, so wird für ihn wie bei Derivaten (s. Abschnitt 8) das Jahr des ersten Beleges und das Wörterbuch, welches diesen Beleg liefert, sowie die früheste zeitgenössische Buchung vermerkt. Entsprechend verfahren wird mit Homonymen (“Hom”). Ist zu einem Lehnwort ein Homonym mit nicht-germanischer Etymologie gegeben, erscheinen das Jahr des ersten Belegs und die früheste Buchung sowie seine Bedeutung innerhalb des vorliegenden Eintrages zum Lehnwort. Handelt es sich um ein Homonym, welches seinerseits Lehnwort ist, so wird mit dem Pfeil auf den Eintrag verwiesen, in dem es behandelt wird. (Bei unmittelbar aufeinanderfolgenden Lemmata (z.B. bal I–III) wird auf diesen Homonymenverweis verzichtet.)