Universität Oldenburg Wörterbuch der deutschen Lehnwörter in der polnischen Schrift- und Standardsprache BKGE

Inhalt

Zur Entstehung des Wörterbuchs

Das Wörterbuch der deutschen Lehnwörter in der polnischen Schrift- und Standardsprache (kurz WDLP) wurde Ende der 1970-er, Anfang der 1980-er Jahre von Andrzej de Vincenz an der Universität Göttingen konzipiert. Ab 1981 förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das lexikographische Projekt. Diese Förderung währte bis 1995, mit verschiedenen Unterbrechungen. Trotz der langjährigen Unterstützung der Arbeiten durch die DFG konnte das Wörterbuch bis Mitte der 1990-er Jahre nicht fertiggestellt werden. Der größte Teil der Einträge lag jedoch in einer ersten Version vor. Ende der 90-er Jahre übernahm Gerd Hentschel, der bereits von 1981 bis 1987 am Projekt beteiligt war, das nicht abgeschlossene Wörterbuch. Das in den dokumentarischen Teilen breit angelegte Werk wurde nun mit den zunächst äußerst bescheidenen, “planmäßigen” Mitteln der Grundausstattung seiner Professur an der Universität Oldenburg fortgesetzt. Für die “Oldenburger” Arbeiten gewährte die DFG noch einmal begrenzte Mittel, die im Wesentlichen für notwendige Überprüfungen von Belegmaterial an Originalquellen in Polen, besonders in Krakau verwendet wurden. Erst ab 2006 konnten die Arbeiten, dank einer verbesserten Finanzausstattung der Oldenburger Professur, abgeschlossen werden. Im Jahr 2008 gewährte der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) eine Unterstützung, die zunächst erlaubt, das Wörterbuch in der hier vorliegenden, internetbasierten Form zu veröffentlichen. Es erscheint nun als Online-Publikation des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) im BIS-Verlag der Universität Oldenburg. (Die erste lexikographische Online-Publikation des BKGE war Thomas Menzel & Gerd Hentschel 2003: Wörterbuch der deutschen Lehnwörter im Teschener Dialekt des Polnischen; vgl. http://www.bkge.de/14451.html). In Kooperation mit dem Institut für deutsche Sprache in Mannheim (IDS) wird derzeit eine Plattform für lexikographische Arbeiten zu den Lehnbeziehungen zwischen dem Deutschen und anderen Sprachen entwickelt. Auf dieser Plattform können dank der Förderung des BKM erstens im Laufe der Jahre 2009 und 2010 Instrumente entwickelt werden, die es erlauben, komplexere Anfragen an das WDLP zu stellen. Neben dem schon jetzt angebotenen graphemisch-alphabetischen Zugriff, der durch Indizes von Lemmata und nicht lemmatischen “Wörtern” wie Varianten, Derivaten, Konkurrenten u.ä. unterstützt wird, sollen letztlich auch Zugriffe auf der Basis anderer Informationskategorien wie z.B. Datierungen der Lehnwörter, grammatischer Kriterien (u.a. Wortart, Genus substantivischer Lehnwörter), derivatischer und kompositioneller Integration des Lehnworts in den polnischen Wortschatz sowie gegebenenfalls Boole’scher Verknüpfungen solcher Kriterien möglich sein. Zweitens soll den Nutzern des Wörterbuchs die Möglichkeit gegeben werden, Kommentare und Korrektur- bzw. Aktualisierungsvorschläge zum Wörterbuch oder seinen einzelnen Artikeln einzubringen, die bei zukünftigen regelmäßigen Aktualisierungen Berücksichtigung finden können. Letzteres garantiert eine dynamische öffentlich zugängliche Beschreibung. Drittens soll zukünftigen lexikographischen Projekten zu lexikalischen Entlehnungen in weiteren Sprachen und Varietäten ein Angebot gemacht werden, ihre Darstellung in die Plattform auch technisch zu integrieren und sie mit den bereits vorliegenden zu vernetzen. So kann zukünftig ein Netz von Beschreibungen deutscher Entlehnungen in anderen Sprachen und Varietäten, vornehmlich im östlichen Europa entstehen. Je dichter dieses Netz geknüpft wird, desto umfassender können die Lehnbeziehungen des Deutschen mit den (zunächst) östlichen Nachbarsprachen nachgezeichnet werden. Insofern besteht die Hoffnung, dass das “Manko der langen Bearbeitungsdauer” durch die auf Ausbau und Aktualisierungsmöglichkeit ausgerichtete elektronische Repräsentation ausgeglichen, vielleicht auch mehr als ausgeglichen wird.

Die vorliegende Veröffentlichung des Wörterbuchs im Internet ist nicht zuletzt dadurch möglich geworden, dass das Wörterbuch von Anfang an computerbasiert war. Während sich dies in den 80-er Jahren, insbesondere in den Arbeitsteilen, die weitgehend der traditionellen Führung einer lexikographischen Kartei entsprachen, eher nicht beschleunigend auswirkte (in den damaligen Zeiten von Großrechnern und ersten Personalcomputern ging es vielfach erst um die Entwicklung geeigneter Instrumente und noch nicht um deren Nutzung), erwies sich die Anlage des Wörterbuchs in der Form einer relationalen Datenbank[1] später als grundlegende Voraussetzung für die vorliegende Präsentation und die oben genannten Ausbauoptionen. Dieses wäre nicht möglich gewesen ohne das langjährige Engagement von Jürgen Mau in der Göttinger Zeit, als er als außerplanmäßiger Professor für Klassische Philologie für den Einzug der elektronischen Datenverarbeitung in die Philosophische Fakultät der Universität Göttingen sorgte. Ebenso unentbehrlich war die Unterstützung seitens der Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG), insbesondere seitens ihrer Mitarbeiter Peter Scherber und Günter Koch. Letzterer engagierte sich auch in der Realisierung dieser Internetversion, gemeinsam mit Uwe Kersten, der ebenfalls schon in Göttingen und auch in Oldenburg am Wörterbuch mitgearbeitet hat. Ihnen allen sei Dank.

Das WDLP ist nur durch eine intensive Kooperation mit polnischen Partnerinstitutionen möglich geworden. Insbesondere von Seiten zweier Institute der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Polska Akademia Nauk – PAN) wurden die Arbeiten besonders unterstützt. Erstens ist dies das Institut für Literarische Forschungen (Institut Badań Literackich – IBL) mit dem Hauptsitz in Warschau. Von diesem Institut wird seit 1966 das Wörterbuch des Polnischen des 16. Jahrhunderts (Słownik polszczyzny XVI wieku) herausgegeben. Am Anfang der Arbeiten am WDLP 1981 war dieses Wörterbuch bis zum Band 13 (M-miegotny) erschienen, heute – im Frühjahr 2009 – bis zum Band 32 (przemijać-przodujący). Durch die aktive Unterstützung der Arbeitsstelle zu diesem Wörterbuch in Thorn, die persönliche Unterstützung ihres langjährigen Leiters, Franciszek Pepłowski, und die seiner Mitarbeiter konnte die Kartei des Wörterbuchs für das WDLP genutzt werden. Zweitens ist das Institut für Polnische Sprache (Instytut Języka Polskiego – IJP) mit seinem Hauptsitz in Krakau zu nennen. Das IJP gibt zwei andere einschlägige Großwörterbücher zum historischen Polnischen heraus. Einerseits ist dies seit 1953 das Altpolnische Wörterbuch (Słownik staropolski), andererseits das Wörterbuch des Polnischen des 17. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Słownik języka polskiego XVII i pierwszej połowy XVIII wieku). Das erstgenannte war zum Beginn der Arbeiten am WDLP bis zum Band 8 (rozpróchnieć - szyszki) erschienen. Inzwischen wurde 2002 der 11. und letzte Band abgeschlossen. Zum letztgenannten wurde das Probeheft 1996 veröffentlicht, der erste Band zum Buchstaben A erst 2004 abgeschlossen, also lange Zeit nach dem Beginn der Arbeiten am WDLP. Inzwischen erscheint das Werk als Online-Publikation. Auch hier waren die Karteien der beiden Wörterbücher für die Arbeiten am WDLP zugänglich. Sowohl der langjährige Leiter der Arbeitsstelle zum Słownik języka polskiego XVII i pierwszej połowy XVIII wieku in Warschau, Kazimierz Żelazko, als auch der Leiter der Arbeitsstelle zum Słownik staropolski, Stanisław Urbańczyk, eine der großen Persönlichkeiten der polonistischen Sprachwissenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie Marian Kucała und Wacław Twardzik und ihre Mitarbeiter haben die Nutzung der jeweiligen Wörterbuchkarteien für die Arbeiten am WDLP tatkräftig unterstützt. Besonders verbunden mit dem WDLP war durch sein tiefes persönliches Engagement Kazimierz Rymut, und zwar vor, während und nach seiner Zeit als Direktor des IJP. Außerdem wurden die Arbeiten am Wörterbuch über lange Jahre durch Rat und Tat von Maria Karpluk, Krakau, Jadwiga Puzynina, Warschau, und Bogusław Nowowiejski, Białystok, begleitet. Allen hier namentlich und nicht-namentlich genannten Förderern des Wörterbuchs gebührt unser tiefer Dank. Das WDLP ist ein Ergebnis einer langen und engen Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Polonisten.

Bleibt zum Schluss dieses Vorworts Dank zu sagen vor allem einer großen Zahl von studentischen Hilfskräften, die im Laufe der Jahre zum großen Teil in Göttingen, aber auch in Oldenburg an den Arbeiten beteiligt waren. Sie haben oft die mühsamen Aufgaben des lexikographischen Alltags erledigen müssen. Stellvertretend für alle sei Barbara Eppler genannt, die durch ihre langjährige Beteiligung und durch ihre Hilfsbereitschaft beim Transfer des Wörterbuchs von Göttingen nach Oldenburg einen besonderen Anteil an der Durchführung des Projekts hat. Dank sei letztlich auch den beiden “Heimatinstituten” des WDLP, dem Seminar für Slavische Philologie der Universität Göttingen und dem Seminar für Slavistik der Universität Oldenburg mit den jeweiligen Fakultäten. Als Institution und durch ihre Mitarbeiter haben sie die Grundlage für die Arbeiten am WDLP gelegt.


Andrzej de Vincenz Gerd Hentschel




[1] Vgl. Hentschel, Gerd (1989a): A dictionary of language contact as a relational data base. In: L.J. McCrank (ed.): Data bases in the humanities and social sciences. 4. Proceedings of the ICDBHSS, Montgomery, Al., July 1987. Medford, 293-302; oder Hentschel, Gerd (1989b): Słownik zapożyczeń niemieckich w polszczyźnie jako relacyjna baza danych. In: W. Lubaś: Wokół słownika współczesnego języka polskiego II. Wrocław, 57-67.

Stand: 09.09.2010