In der vorliegenden Aufsatzsammlung werden zentrale Aspekte und Problemfelder "des Sports" anhand von vier Themenbereichen exemplarisch diskutiert: - Sozialisation zum Sport und im Sport - "Körpererfahrung", Therapie und Aspekte der Gesundheit - Aspekte des Hochleistungssports, vor allem dem der Frau - wissenschaftstheoretische und methodologische Aspekte der Forschung. Sport versteht sich hier nicht als sozial ausgegrenzter Bereich, sondern, in einer interdisziplinären Zugangsweise, als Bestandteil von komplexen Lebensformen und Lebensstilen. Hierbei gelangen vor allem die Bedeutung von Körperlichkeit und Bewegung im Alltag sowie in der Lebenswelt der Akteure ins Blickfeld und dabei auch der wechselseitige Bezug von körperlichen, emotionalen und sozialen Dimensionen. Diese Perspektive erfordert, die Metaebene wissenschaftlicher Betrachtungen mit einzubeziehen. Auf ihr wird vor allem die Konstitution des Sports in den Tiefendimensionen der Gesellschaft Thema, wobei "der Sport" in seiner gesellschaftlich dominanten Form als "männliche" Veranstaltung und (Selbst)Inszenierung markiert wird.
Die Gleichheit/Ungleichheit der Geschlechter, die Stellung zueinander und im gesellschaftlichen Leben ist (erneut) ein wichtiges Thema auch der wissenschaftlichen Diskussion geworden. Hierbei wird immer deutlicher, daß eine unmittelbar einsichtige Geschlechtsdiskriminierung lediglich eine Oberflächensicht der Gesamtproblematik anspricht. Mit der Ich-Setzung der Menschen im Bewußtsein seiner Geschlechtszugehörigkeit wird auf einer tieferen Ebene auch eine Begrenzung, Abspaltung von Potentialen sowie eine Unterdrückung und Entwertung des Unbewußten vollzogen. Indem die Spaltung in die Geschlechtssegmente zugleich Orientierungsmuster "parzelliert", die Ganzheit des menschlichen Lebens zerreißt und das Begreifen von Sinnzusammenhängen blockiert, steht damit auch das Verständnis von Wirklichkeit und das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und zum Leben wie zur Welt überhaupt in Frage. Illichs Analyse des Genus-Verlusts des Menschen und die Idee der Androgynität werden in der Diskussion dieser Problematik zum Ausgangspunkt genommen, um nach den Möglichkeiten des Wiedergewinns eines sinnhaften und menschenwürdigen Lebens zu fragen