Die Beurteilung einer Bewegungsfertigkeit im Sportunterricht bzw. einer Technik im Sport erfordert Beobachtungskriterien und eine geeignete Diagnostik relevanter Bewegungsmerkmale. Während quantitative Analyseverfahren mit einem hohen technisch-apparativen Aufwand verbunden sind, können objektive und zuverlässige Aussagen auch mit praktikablen qualitativen Analyseverfahren getroffen werden, wenn Lehrer:innen und/oder Trainer:innen zu identischen Bewertungen kommen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür sind Beobachtungsinstrumente, die auf einer theoretisch-inhaltlichen Begründung der Beobachtungsmerkmale und einer sachlichen, nicht beeinflussenden (standardisierten) Instruktion beruhen. Am Beispiel einer Wurfbewegung wird ein Beobachtungsbogen zu 15 Bewe- gungsmerkmalen des Schlagwurfs im Handball vorgestellt, der sich an den Funktionsphasen des Wurfs orientiert. Der Beobachtungsbogen wurde hinsichtlich der Beurteiler:innenübereinstimmung (Inter-Rater-Objektivät) geprüft. Im Rahmen einer Untersuchung bewerteten 121 Sportstudierende mit Hilfe des Beobachtungsbogens zwei Schlagwürfe in unterschiedlicher Ausführungsqualität, die den Sportstudierenden zum Selbststudium als Video zur Verfügung gestellt wurden. Die Ergebnisse zeigen für den größten Teil der 15 Bewegungsmerkmale hohe Beurteiler:innenübereinstimmungen. Als Ursache geringer Überstimmungen kann eine Wechselwirkung der Güte des Beobachtungsbogens, des Präsentationsmodus und Beobachtungskompetenz angenommen werden, die in weiteren systemati- schen Studien zu prüfen sind, da kriterienorientierte Beobachtungsinstrumente eine wesentliche Voraussetzung für zuverlässige und valide Beurteilungen in Schul- und Trainingskontexten darstellen.
Zeitschrift für Studium und Lehre in der Sportwissenschaft Köln : Deutsche Sporthochschule Köln, 2018 7(2024), 1, Seite 5-13