Daxners Rede ist kein historischer Rückblick auf Hans-Joachim Wätjens Amtszeit. Sie ist vor allem ein funkelndes Plädoyer für die Literatur, die Geistes- und Kulturgeschichte, die Bibliothek als Begegnungs- und Forschungsstätte, ein anspielungsreiches Labyrinth aus Zitaten, Verweisen, Namen, an dem Borges und Eco ihre helle Freude gehabt hätten. Vor allem ist Daxner Rede ein Zeichen der Freundschaft für den Weggefährten vieler Jahre, eine respektvolle Hommage an Han Wätjen, der seine Tätigkeit in der Bibliothek immer wieder neu, einfallsreich und im besten Sinne grenzüberschreitend ausgeübt hat.
The purpose of this essay is to reflect on the relationship between intervention and governance. Interventions, notably military ones, play a significant role in the research on governance under the conditions of limited statehood. One of the main concerns of this research is the comparison of governance in consolidated states with well-developed statehood, such as in OECD countries, and governance in the rest of the world, where statehood is fragile, unstable, or even non-existent. More often than not, statehood cannot easily develop due to either preceding wars and violence or conditions of attempted conflict regulation by armed forces. Consolidated statehood shows a limited variance regarding the quality and sustainability of consolidation. The analysis of the many limits of and limitations to statehood is more complex and often related to the similarly complex field of governance. All this is a challenge to mainstream constructivism. Readers may wonder how little I explicitly refer to the theory and application of my research center’s special approach to governance. While this essay can be partially understood as an homage to the SFB 700, its original approach to “governance” has undergone several empirical turns that have put it rather in the framework than in the core of the Center’s investigations. Societies of interventions, as I am describing and analyzing them, have an evident connection to governance. It is these societies that are at the center of my considerations, not the multifold facets of governance in context.
Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 kämpfen die USA in Afghanistan den längsten Krieg ihrer Geschichte, und auch Deutschland ist länger am Hindukusch engagiert als man jemals denken mochte: seit mehr als zehn Jahren stehen deutsche Soldaten in Afghanistan. Deutschland in Afghanistan und Afghanistan in Deutschland: die Geschichte einer spannungsreichen Beziehung, arm an Hoffnungen und reich an Enttäuschungen. Die Fragen "Was machen wir dort? Was macht das mit uns?" beantwortet dieses Buch in wissenschaftlichen, journalistischen und essayistischen Beiträgen aus Forschung, politischer Reflexion und eigenem Erleben. Entscheidungen von Bundestagsabgeordneten, Erfahrungen eines Offiziers in Afghanistan, Mutmaßungen über Veteranen sowie Einblicke in und Einsichten aus Politikerreisen nach Afghanistan werden nebeneinander gestellt. Die Geschichte der deutschen Afghanistan-Beziehung und die einer Zuckerfabrik werden erzählt, die Ambiguität der Intervention soll die festgefügten Meinungen etwas auflockern und ein Blick in die Rhetorik der Berichterstattung diese relativieren. "Deutschland in Afghanistan" ist ein Lesebuch, das die engen Mutmaßungen über diesen Krieg in Afghanistan aufbrechen möchte. <dt.>
Nach fast 25 Jahren aktiver Gestaltung von Hochschul-, Wissenschafts- und Interventionspolitik - in Oldenburg, im Kosovo und später in Afghanistan - sowie engagierter Hochschullehre und Forschung verabschiedete sich Michael Daxner von seiner Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit einer öffentlichen Vorlesung. Er knüpft mit seinen Reflektionen zu Frieden, zur Interventionstheorie und zur Komplizität der Wissenschaft mit ihren Gegenständen an seine praktischen Erfahrungen im Kosovo und später in Afghanistan an. Für ihn sind Frieden und Sicherheit keine erreichbaren Heilszustände, sondern Ergebnisse intensiver Konfliktbearbeitung mit dem Ziel der Gewaltreduktion.