In politischen und wissenschaftlichen Diskursen wird immer wieder betont, wie wichtig das lebenslange Lernen in den heutigen Wissensgesellschaften ist. Gleichzeitig ist die Teilnahme an berufsbezogener Weiterbildung (BWB) aber nach wie vor sozial stratifiziert: Es profitieren vor allem diejenigen, die sowieso schon bessere Voraussetzungen und mehr Ressourcen mitbringen. Obgleich die Corona-Pandemie das Angebot an und die Nachfrage nach Weiterbildung in kurzer Zeit tiefgreifend verändert hat, ist insgesamt noch nicht abzusehen – und empirisch bislang nicht ausreichend untersucht – wie sich die Pandemie auf die Beteiligung an BWB ausgewirkt hat und welche Barrieren und Chancen die Krise für unterschiedliche Beschäftigtengruppen mit sich gebracht hat. Diese Fragen beantworten wir empirisch auf Basis der Daten der NEPS-Startkohorte 6 bei einer Stichprobe Erwachsener, die vor und während der Corona-Krise an den NEPS-Befragungen teilgenommen hat und kurz vor dem Ausbruch der Pandemie erwerbstätig war. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Covid-19-Pandemie in Deutschland mit einem moderaten Rückgang der Teilnahme an berufsbezogenen Kursen und Präsenzveranstaltungen einherging. Die vor der Pandemie stark ausgeprägten sozialen, beruflichen und betrieblichen Differenzen in diesen Beteiligungsformen sind im Zuge der Pandemie ebenfalls leicht zurückgegangen. Wir schließen daraus, dass die Pandemie zumindest in ihrer ersten und zweiten Welle zu einem Rückgang der sozialen Ungleichheit von Weiterbildung geführt hat.
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Berlin : Springer, 2000 26(2023), 2, Seite 495-524 Online-Ressource
adult education; childbirth; family work; fixed-effects; further training; gender inequalities; labour market inequalities; maternal employment; parenthood; Aufsatz in Zeitschrift
Work, employment and society Thousand Oaks, Calif. : Sage, 1987 37(2022), 1 vom: Feb., Seite 274-292 Online-Ressource
Die COVID-19-Pandemie hat den Zugang zu Lerngelegenheiten in Präsenz – der häufigsten Form des Lernens im Erwachsenenalter – unmöglich gemacht. Viele Betriebe haben auf Grund der wirtschaftlichen Unsicherheit ihre Weiterbildungsinvestitionen heruntergefahren. Eine Möglichkeit, diese Lücken zu füllen, ist das selbstgesteuerte Lernen über das Internet. Lernangebote über Apps oder Online-Videos sind zeitlich und räumlich flexibel verfügbar. Aber können Onlineangebote das Lernen in Präsenz insbesondere in der Arbeitswelt, die von immer stärkeren Lernanforderungen geprägt ist, ersetzen? Wir wollten wissen, ob Online-Angebote in den ersten Monaten der Pandemie verstärkt genutzt wurden, und wenn ja, zu welchem Zweck und von welchen Gruppen. Mit den Daten der Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS-SC6) sowie einer Zusatzerhebung, die im Mai und Juni 2020 durchgeführt wurde, können wir zeigen, dass die berufliche Nutzung von Online-Lernangeboten während der ersten Monate tatsächlich stärker war. Gleichzeitig haben sich Bildungsungleichheiten in der Nutzung solcher Angebote jedoch verstärkt. Von der Ausweitung des Online-Lernens scheinen eher Hochgebildete zu profitieren und nicht „bildungsferne“ Gruppen.
The COVID-19 pandemic has made access to face-to-face learning opportunities—the most common form of adult learning—impossible. Many firms have scaled back their training investments due to economic uncertainty. One way to fill these gaps is through self-directed learning via the Internet. Learning opportunities via apps and online videos are available flexibly in terms of time and location. But can online learning substitute for the lack of face-to-face courses, especially in the workplace where constant skill updating becomes ever more important? We wanted to know if online learning opportunities were used more in the first months of the pandemic, and if so, for which purposes and by which groups. Using data from the Adult Cohort of the German National Educational Panel Study (NEPS-SC6) and a supplementary web survey conducted in May and June 2020, we show that the work-related use of online learning was stronger in these months than before the crisis. At the same time, however, educational inequalities in the use of such opportunities were larger than before the pandemic. Thus, the expansion of online learning seems to benefit highly educated workers rather than educationally disadvantaged groups.
Zeitschrift für Weiterbildungsforschung Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2017 44(2021), 3, Seite 197–214 Online-Ressource