Im Rahmen vom Risiko-Ressourcen-Modell der psychosozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen (Beelmann & Raabe, 2007) lassen sich Ereignisse wie die Corona-Pandemie als externe Risikofaktoren verstehen, die erwartbar zu psychosozialen Belastungen, insbesondere in der Kombination mit weiteren Risikofaktoren, führen kann. Aktuelle Forschungen ergeben international kein klares Bild (Newlove-Delgado et al., 2023), die Ergebnisse der COPSY-Studie (05/2020-10/2022) hingegen weisen für Deutschland auf ein geringeres Wohlbefinden der Schüler*innen während der Corona-Pandemie hin, welches durch soziale Risikofaktoren noch verstärkt wird (Ravens-Sieberer et al., 2023). Zudem können Sorgen zu Kriegs- und Klimasituation verstärkt beeinträchtigend wirken. In Anlehnung an die COPSY-Studie ist es das Ziel der SENSOR-Studie, das emotional-soziale Wohlbefinden von Schüler*innen zu erheben und dabei auch die Perspektive der Lehrkräfte sowie Eltern/Erziehungsberechtigten zu berücksichtigen, um nachfolgend konkrete und passgenaue Unterstützungsmöglichkeiten zu planen. Eine erste Erhebung erfolgte im Frühjahr 2022 durch die Arbeitsgruppe von Christian Huber (Bergische Universität Wuppertal) in zwei Kölner Schulquartieren (Huber et al., 2022). In einer Replikation in Niedersachsen im Frühjahr 2023 nahmen insgesamt 349 Schüler*innen (3./4. Klasse Grundschule und 5./6. Klasse Förderschulen Lernen und ESE), sowie 144 Eltern, 168 Lehrkräfte und 14 Schulleitungen teil. Die Querschnittserhebung fand online unter Nutzung standardisierter Erhebungsinstrumente zu den Bereichen Angst, Aggressivität, Hyperaktivität, Probleme mit Peers, prosoziales Verhalten, Depressivität, Konzentration, Schulleistung sowie Zukunftsängste statt. Erste Befunde werden im Poster vorgestellt: Während aus der Perspektive von Eltern/Erziehungsberechtigten und der Schüler*innen selbst vor allem Angst und Aggression dominant sind, berichten vor allem die Lehrkräfte von erheblichen Konzentrationsschwierigkeiten bei den Lernenden. Die von vielen Kindern berichteten Zukunftsängste bilden ein bisher wenig beachtetes Thema.
AESF-Herbsttagung in Münster [Münster] : [Universität Münster], 2023 (2023), Seite 78-79 1 Online-Ressource (99 Seiten)
Im Rahmen der Sars-CoV-2 Pandemie, die sich im Frühjahr 2020 global ausbreitete, wurden in fast allen Ländern der Erde Non-Pharmaceutical-Interventions implementiert, um den Verlauf der Pandemie abzubremsen. Nach einer ersten Phase mit deutlich invasiven Eingriffen in das Alltagsleben der Bevölkerung, in Deutschland im Laufe des Monats März in drei Schritten vollzogen (vgl. Dehning, Zierenberg, Spitzner et al. 2020), wurden diese Maßnahmen im Laufe des Sommers wieder weitgehend gelockert. Aktuell stehen wir wieder mitten in sehr tiefgreifenden Maßnahmen, da die Inzidenzwerte von Infektionen und Erkrankungen rapide gestiegen sind. Das Thema, welche Rolle Kinder und Jugendliche bei der Ausbreitung der Pandemie dabei spielen und unter welchen Bedingungen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen verantwortungsvoll geführt werden können und welche Konsequenzen ihre Schließung für die Gesellschaft habe, wird seitdem heftig diskutiert (vgl. Baumann 2020a, 2020b, Munro & Faust 2020a). Diese Diskussion scheint politisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich festgefahren. Die Autoren versuchen, den Blick und die Fragestellung mit diesem Beitrag einmal umzukehren und die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien sowie die Lern- und Entwicklungserfordernisse in den Fokus eines möglichen Pandemiemanagements zu stellen. Diese Perspektive erweitert den Blick insofern, als dass sie einen wissenschaftlichen Diskurs über Abwägungsprozesse und Kriterien ermöglicht.
Emotionale und soziale Entwicklung in der Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstörungen Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt, 2019 3(2021), Seite 30-51 Online-Ressource