Diese Dissertation widmet sich dem Stedinger Bauernaufstand von 1234 und seiner Rezeptionsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere unter dem Fokus einer regionalen Identitätsstiftung - sei es als Freiheitskämpfer im Vormärz, antikatholischer Mythos im Kulturkampf, ideologische Überhöhung im Nationalsozialismus oder als Beweis für den andauernden Kampf der Klassen in der DDR-Geschichtsschreibung und Literatur. Darüber hinaus spielen die Stedinger bis heute eine nicht zu unterschätzende Rolle in der regionalen Kultur und den damit verbundenen Identitätsdebatten. Der Stedinger-Mythos steht dabei in enger Verbindung mit dem Selbstbild und der Identität der Bewohner der Wesermarsch zwischen Bremen, Oldenburg und Nordseeküste. <dt.>
This doctoral thesis focuses on the Stedinger peasants’ revolt during the early 13th century and how later generations retold this story as part of a process to form a (regional) identity - from a tale of freedom fighters during the revolution of 1848 to an anti-Catholic myth during the „Kulturkampf“, from being politically exploited during the Nazi era to being made into an example for historically proven class struggles in the GDR. But more importantly: The Stedinger have been playing an essential role in the regional culture, establishing a close link to what up to this day forms the self-image and identity of those living in the marchlands between Bremen, Oldenburg and the North Sea coast. <engl.>
An 20 Beispielen zeigen polnische und deutsche Wissenschaftler wie das kollektive Gedächtnis bei uns und beim polnischen Nachbarn bis heute funktioniert. Rezension: Es geht nicht um Gedenkstätten oder Denkmäler. "Erinnerungsort" ist ein neuer, metaphorischer Begriff der Geisteswissenschaften und Sozialgeschichte um das "kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft" zu erforschen und zu beschreiben. Das können, wie hier gezeigt, Personen, Orte, Ereignisse u.a.m. sein. In diesem deutsch-polnischen Projekt - die Herausgeber sind Spezialisten für osteuropäische Geschichte - werden von Experten/-innen beider Staaten 20 ausgewählte Themen behandelt, die die gemeinsame Geschichte und ihre unterschiedliche Wahrnehmung bis heute betreffen. Das sind z.B. Orte wie Tannenberg und Annaberg, Personen wie Bismarck und Rosa Luxemburg oder der Versöhnungsprozess nach 1945. Schwerpunkt ist das 20. Jahrhundert mit dem Vernichtungskrieg gegen Polen, die Vertreibungen und der Neuordnung Mitteleuropas. Das ist durchweg verständlich geschrieben und räumt mit gegenseitigen Vorurteilen auf. "Anfänger" können in die deutsch-polnische Geschichte einsteigen, "Fortgeschrittene" erfahren neue Aspekte, die für die aktuelle Politik relevant sind. Mit wissenschaftlichem Apparat und Bibliografie. (2)
In dieser Arbeit werden neue Erkenntnisse zum westeuropäischen Orientalismus und dessen Werbefunktion in der Plakatgeschichte präsentiert. Es geht um die Fremdwahrnehmung des sogenannten Orients in der Geschichte der Public Art in Europa. Der Wirtschaftsaufschwung, die politische Annäherung an den Orient und der Jugendstil kennzeichnen die untersuchte Epoche 1880 bis 1914. Das meist nicht aus dem Orient stammende Produkt wird mit orientalischen Motiven als (ver-)lockende Indizien beworben. Der Dialog zwischen den Kulturen formierte sich als diplomatische Kommunikation oder als politische offensive Auseinandersetzung, was Spuren, die sich als Stereotypen im kollektiven Gedächtnis bildeten, in den Gesellschaften hinterließ. Die Plakate arbeiteten mit Stereotypen und bestätigten so die Sehnsucht nach einem Wunschorient, den es zu beherrschen galt. <dt.>
The work provides a new knowledge to the Western European Orientalism and its advertising function in the history of the poster. It is about the external perception of the so-called Orient in the Public Art in Europe. The economic boom, the political approach to the Orient and the Art Nouveau are the main landmarks for the period between 1880 and 1914. The product, which mostly did not come from the Orient, was advertised with an oriental motif to get the attractive indication. The dialog between cultures was revealed in the diplomatic communications or in the political offensive disputes. This had left traces as stereotypes in the collective memory in the societies. The posters used stereotypes. They confirmed implicitly the longing for a desired Orient and the aspiration to control it. <engl.>