Dieses Forschungsprojekt untersuchte die Verarbeitung von Reflexiv- und Personalpronomen bei Muttersprachlern des Deutschen in ihrer Zweitsprache Niederländisch. Die eingesetzten Methoden sind Reaktionszeiten und Eyetracking. Die Ergebnisse der Reaktionszeitstudie zeigten, dass Reflexivpronomen in einer Ko-Argumentstruktur „Jan sah sich“ schneller verarbeitet wurden als Personalpronomen generell. Dieses Ergebnis konnte durch die Eyetrackingstudie nicht repliziert werden. Die Ergebnisse beider Studien legten nicht nahe, dass Sprachniveau einen Einfluss auf die Verarbeitung von Pronomen hatte. Außerdem belegten die Reaktionszeit- und Eyetrackingstudien nicht, dass Reflexivpronomen in Nicht-Ko-Argumentstrukturen "Jan legte den Stift neben sich" schneller verarbeitet werden als Personalpronomen. In einer dritten Studie wurde das Verständnis von Reflexiv-und Personalpronomen in sogenannten Picture Noun Phrases untersucht. Diese Studie zeigt, dass sprachübergreifende Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Muttersprachlern bestehen. <dt.>
This research examined how native speakers of German process reflexive and personal pronouns in their second language Dutch. The methods applied were reaction time and eyetracking. The results of the reaction time study show that reflexive pronouns in a co-argument structure like “John saw himself” are processed faster than personal pronouns in general. The eyetracking study could not replicate this result. The results of the studies did not suggest that language proficiency had an effect on the processing of pronominal elements. Moreover, the reaction time and eyetracking studies did not prove that reflexive pronouns in non-co-argument structures like "John put the pen next to himself" were processed faster than personal pronouns. In a third study, the comprehension of reflexive and personal pronouns in so-called picture noun phrases was examined. This study shows that cross-linguistic differences between German and Dutch native speakers exist. <engl.>
Fast alle Personen mit Aphasie (PMA) weisen Probleme beim Verständnis nicht-kanonischer Sätze auf. Auch bei schwerhörigen nicht-aphasischen Personen tritt dieser Kanonizitätseffekt auf. Schwerhörige PMA könnten deshalb zu einem höheren Grad beim Verständnis von Objekterststrukturen beeinträchtigt sein als normalhörende PMA. Diese Verbindung sowie deren gegenseitiger Einfluss auf das Verständnis gesprochener Sätze wurde in dieser Studie anhand zwei nicht-kanonischer deutscher Satzstrukturen erstmalig untersucht. Es zeigte sich, dass Hochfrequenzhörverlust tendentiell das Verständnis von Objektrelativsätzen von nicht-aphasischen Personen zu beeinträchtigen scheint, was möglicherweise durch eine reduzierte Wahrnehmung von Kongruenzmerkmalen und/oder Kasusmarkierungen verursacht wurde. Bei PMA zeigte Schwerhörigkeit keinen negativen Einfluss. Eine verlangsamte Sprechrate wiederum fazilitierte insbesondere bei der agrammatischen Gruppe das Verständnis von Relativsatzstrukturen. <dt.>
In aphasia, comprehension of spoken non-canonical sentence types is often impaired. Also hearing impaired non-aphasic persons often show a canonicity effect. A combination of hearing loss and aphasia may aggravate comprehension problems. This study was the first to explore the potential relationship, using two German non-canonical sentence types. Results showed that while hearing loss did not have a detrimental effect on comprehension in aphasia, high-frequency hearing loss did seem to impair comprehension abilities in non-aphasic persons, probably through an impoverished perception of morphosyntactic features of case and/or agreement. Furthermore, slower speech facilitated comprehension of relative sentence structures in agrammatic PWA, indicating improved recognition and/or integration of those morphosyntactic features. <engl.>
Deutscher Germanisten-Verband Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes Göttingen : V & R Unipress, 2010 63(2016), 2, Seite 119-128 Online-Ressource