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16 S Ill.
Die Geometrisierung des Menschen ist die anschauliche Rekonstruktion der Theorie über den menschlichen Körper als Werkzeug der europäischen Kultur. Die Ausstellung dokumentiert in Bildfolgen, wie seit dem 16. Jahrhundert die Euklidische Geometrie als ideale Normierung von unbelebter Natur und Lebensfunktionen des Menschen fungiert. Daß die Euklidische Geometrie "existentielle Heuristik" der Welt ist, bedeutet, daß sie die vorgegebene Natur mittels Idealformen Punkt, Linie, Kreis, Dreieck, Viereck und Quadrat schematisiert. Andererseits stellt sie den menschlichen Körper als Gerichtetsein an die Außenwelt - Anschauungsform im Kantschen Sinne und phänomenologischen Nullpunkt - dar. Durch den Blick des Auges wird die Natur morphologisch zergliedert, die bildnerische Repräsentation gerastert, der menschliche Körper als in sich kohärente Gestalt (Dürers Proportionslehre) begriffen. Der Produktionsablauf der Manufaktur ist ein systemartiges Ineinandergreifen von menschlichen Funktionen, überwacht durch den Blick des Aufsehers. Im Theater und Tanz wird agiert für das Auge des Souveräns. Das Militär sowohl als einzelner Soldat als auch als Großformation, ist Handlungsvollzug durch die Auferlegung von geometrischen Figuren auf die Motorik. Die Geometrisierung faßt in neuen Grundbegriffen die Beherrschung der Natur und die Beherrschung der menschlichen Natur. Dadurch bilden sich neun Prinzipien der Normierung. Die Exponate der Ausstellung stellen die Instrumentalisierung des menschlichen Körpers statisch als Darstellungsergebnis und dynamisch als darstellende Funktion dar. <dt.>
Die Geometrisierung des Menschen ist die anschauliche Rekonstruktion der Theorie über den menschlichen Körper als Werkzeug der europäischen Kultur. Die Ausstellung dokumentiert in Bildfolgen, wie seit dem 16. Jahrhundert die Euklidische Geometrie als ideale Normierung von unbelebter Natur und Lebensfunktionen des Menschen fungiert. Daß die Euklidische Geometrie "existentielle Heuristik" der Welt ist, bedeutet, daß sie die vorgegebene Natur mittels Idealformen Punkt, Linie, Kreis, Dreieck, Viereck und Quadrat schematisiert. Andererseits stellt sie den menschlichen Körper als Gerichtetsein an die Außenwelt - Anschauungsform im Kantischen Sinne und phänomenologischen Nullpunkt - dar. Durch den Blick des Auges wird die Natur morphologisch zergliedert, die bildnerische Repräsentation gerastert, der menschliche Körper als in sich kohärente Gestalt (Dürers Proportionslehre) begriffen. Der Produktionsablauf der Manufaktur ist ein systemartiges Ineinandergreifen von menschlichen Funktionen, überwacht durch den Blick des Aufsehers. Im Theater und Tanz wird agiert für das Auge des Souveräns. Das Militär, sowohl als einzelner Soldat als auch als Großformation, ist Handlungsvollzug durch die Auferlegung von geometrischen Figuren auf die Motorik. Die Geometrisierung faßt in neuen Grundbegriffen die Beherrschung der Natur und die Beherrschung der menschlichen Natur. Dadurch bilden sich neun Prinzipien der Normierung. Die Exponate der Ausstellung stellen die Instrumentalisierung des menschlichen Körpers statisch als Darstellungsergebnis und dynamisch als darstellende Funktion dar. <dt.>